Neue Studie: Glück lässt sich doch mit Geld kaufen – wenn Sie eine Voraussetzung erfüllen
Lange Zeit galt die Faustregel, dass Einkommen von mehr als 66.000 Euro im Jahr Menschen nicht mehr glücklicher machen. Neue Daten belegen jetzt das Gegenteil. Je höher das Einkommen, desto glücklicher sind Menschen – mit einer dicken Ausnahme.
Daniel Kahneman war bereits Preisträger der Wirtschafts-Nobelpreises, als er 2010 mit einem gemeinsamen Aufsatz mit Angus Deaton für Aufmerksamkeit sorgte. Die beiden Ökonomen – Kahneman ist zusätzlich noch Psychologe – hatten Umfragen unter 450.000 US-Amerikanern zu ihrem Einkommen und ihrem psychischen Wohlbefinden ausgewertet und eine interessante Korrelation gefunden. Je höher das Einkommen einer Person lag, desto glücklicher war sie . Das Interessante war aber, dass diese Korrelation nicht ins Unendliche weiterging, sondern bei einem Einkommen von umgerechnet etwa 66.000 Euro pro Jahr stoppte. Menschen, die mehr verdienten, waren zwar meist auch noch glücklicher als solche mit weniger Einkommen, aber die Zugewinne bei der Zufriedenheit wuchsen immer langsamer. Kahneman und Deaton schlossen daraus, dass 66.000 Euro das ideale Brutto-Jahreseinkommen für das menschliche Wohlbefinden seien.
Nun hat sich dieses Optimum inflationsbedingt seit 2010 nach oben verschoben und liegt heute bei etwa 85.000 Euro, aber eine neue Studie widerspricht, dass es den von Kahneman beobachteten Idealpunkt beim Einkommen tatsächlich gibt. Kurioserweise ist es der US-Amerikaner selbst, der in einem am 1. März im Magazin Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Artikel mit seinen alten Forschungsergebnissen aufräumt. Gemeinsam mit dem Ökonomen Matthew Killingsworth und der Psychologin Barbara Mellers hat er neue Umfragen ausgewertet. Killingsworth hatte zuvor einen Aufsatz verfasst, der Kahnemans alter Arbeit komplett widersprach.
Glück lässt sich doch kaufen, aber entscheidend ist, wie glücklich Sie vorher sind
Das Ergebnis scheint tatsächlich wie ein Kompromiss aus beiden Forschungsarbeiten. Im Allgemeinen, so fanden die Autoren, gibt es keinen Idealpunkt für das Einkommen. Je mehr Menschen verdienen, desto glücklicher sind sie. Allerdings geht die Studie nur bis zu einem Einkommen von rund 500.000 Euro. Darüber hinaus fehlten den Autoren genügend Daten, um einen Zusammenhang belegen oder widerlegen zu können.
Es gibt für den Zusammenhang bis zu diesem Einkommen aber einen weiteren Faktor, der bestimmt, wie glücklich Sie ein höheres Einkommen machen würde – und zwar: wie glücklich Sie zuvor waren. So fanden die Forscher heraus, dass es für tendenziell unglücklichere Menschen tatsächlich einen „sweet spot“ gibt. Sie werden ab einem Jahreseinkommen von etwa 90.000 Euro nicht mehr glücklicher, selbst wenn das Einkommen weiter ansteigt. Für 70 Prozent der Befragten aber steigt das wahrgenommene Lebensglück mit dem Einkommen weiter an. Für die 20 Prozent, die von vorneherein zu den glücklichsten Menschen zählten, wächst es sogar mit jedem Euro mehr bis 500.000 Euro noch schneller an als zuvor.
Für die Studie befragten Kahneman, Killingsworth und Mellers rund 34.000 US-Amerikaner. An der Studie nahmen nur Menschen im erwerbsfähigen Alter teil, denn schließlich sollte der Effekt des Arbeitseinkommens auf die psychische Zufriedenheit ausgewertet werden. Das Durchschnittsalter der Befragten liegt entsprechend bei 33 Jahren. Sechs Monate lang bekamen die Probanden in zufälligen Abständen Fragen zu ihrem Wohlbefinden aufs Smartphone geschickt. Das Einkommen wurde einmal zu Beginn und bei Veränderungen zu späteren Zeitpunkten abgefragt.
Die drei Forscher schließen aus der neuen Auswertung, dass es gerade unter unglücklichen Menschen scheinbar Probleme gibt, die sich mit mehr Geld nicht lösen lassen. Die Autoren zählen etwa „gebrochene Herzen, Trauerfälle und klinische Depressionen“ als Beispiele auf. Auf der anderen Seite scheinen von vorneherein glückliche Menschen sich mit mehr Geld tatsächlich noch immer mehr Glück kaufen zu können, weil sich ihre Bedürfnisse mit Moneten befriedigen lassen.
Die Forscher merken aber auch an, dass der Zusammenhang zwischen höherem Einkommen und psychischer Zufriedenheit zwar statistisch signifikant, aber nur schwach ist. Aber: Das gilt auch für andere Indikatoren, die auf Ihre Zufriedenheit einwirken. So hat eine Vervierfachung Ihres Einkommens etwa den doppelt so glücklich-machenden Einfluss Ihrer Ehe und ungefähr denselben wie ein freies Wochenende. Der positive Effekt vierfachen Einkommens ist zudem ungefähr so stark wie der negative Effekt, jemanden pflegen zu müssen und nur ein Drittel so stark wie der negative Effekt von Kopfschmerzen.
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Author: Shane Cole
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