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Es wird schwieriger, einen Wall Street-Millionär zu werden


Im amerikanischen Wahlkampf waren enge Verbindungen zur Finanzbranche für einige Kandidaten ein heikles Thema. Senator Pat Toomey aus Pennsylvania, der in den achtziger Jahren Investmentbanker war, wurde von seiner Herausforderin Katie McGinty als „Wall-Street-Schlitzohr“ charakterisiert. Der kommende Präsident Donald Trump hielt seiner Wahlkampf-Konkurrentin Hillary Clinton immer wieder ihre reichen „Freunde von der Wall Street“ vor. Der Abgeordnete Bruce Poliquin aus Maine, der einst für eine kleinere Fondsgesellschaft tätig war, musste sich gegen Vorwürfe wehren, er sei ein egoistischer „Wall-Street-Millionär“.

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Dabei entfernt sich das Bild vom reichen Investmentbanker beständig von der Realität. Durchschnittliche Banker an der Wall Street verdienen nämlich immer weniger Geld. Nach Angaben der Personalberatung Johnson Associates werden die Bonuszahlungen an der Wall Street in diesem Jahr um 5 bis 10 Prozent niedriger ausfallen als im Jahr 2015. Die Prognose bestätigt einen Bericht des Kämmerers des Bundesstaats New York aus dem vergangenen Monat. Demnach hatten Wertpapierhäuser in New York im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr 7 Prozent weniger für Boni zurückgestellt.

Es wäre schon das dritte Jahr in Folge mit rückläufiger Vergütung in der Branche. Banker gehören zwar immer noch zu den bestbezahlten Angestellten in den Vereinigten Staaten. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Vergütung für Angestellte in der New Yorker Wertpapierbranche bei 388 000 Dollar (349 000 Euro) im Jahr. Der durchschnittliche Bonus belief sich nach offiziellen Angaben auf 146 200 Dollar. Dagegen betrug das durchschnittliche Haushaltseinkommen in den Vereinigten Staaten nur 79 200 Dollar. Allerdings ist ein direkter Vergleich heikel, weil die Lebenshaltungskosten in New York deutlich höher sind als in weiten Teilen des Landes. Die monatliche Durchschnittsmiete für eine New Yorker Wohnung betrug Anfang des Jahres fast 4000 Dollar - also 48 000 Dollar im Jahr.

Die rückläufigen Boni unterstreichen die Schwierigkeiten der Branche

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Die rückläufigen Boni unterstreichen die Schwierigkeiten der Branche, die unter verschärfter Regulierung sowie einem nur mäßigen wirtschaftlichen Aufschwung und entsprechend niedrigen Zinsen leidet. Verunsicherte Unternehmen halten sich mit Börsengängen zurück, was die Einnahmen der Investmentbanken belastet. Hedgefonds gerieten wegen schwacher Leistungen und eines allgemeinen Trends zu kostengünstigen Anlageprodukten unter Druck.

„Wenn man den Politikern zuhört, könnte man meinen, Banker verdienten so viel wie 2007. Sie tun es nicht“, sagt Alan Johnson, der Gründer der gleichnamigen Beratungsgesellschaft. Das Jahr 2007 war das Jahr vor der schweren Finanzkrise, die zum Zusammenbruch einiger Banken und zu staatlichen Rettungsaktionen führte. Man könne mittlerweile genauso viel Geld bei einem Unternehmen wie dem Getränkehersteller Pepsico verdienen, sagt Johnson, der Banken in Vergütungsfragen berät. „Und das Leben bei Pepsico ist sehr viel angenehmer.“

Variable Zusatzzahlungen waren traditionell der größte Teil der Vergütung an der Wall Street. Die sechs größten amerikanischen Banken haben in den ersten neun Monaten dieses Jahres aber weniger verdient als im Vorjahr. Dazu schütten die Banken einen niedrigeren Anteil ihrer Einnahmen an die Angestellten aus. Die Großbank JP Morgan Chase hatte im Jahr 2009 noch 37 Prozent ihrer Einnahmen als Boni gezahlt. Mittlerweile ist dieser Anteil auf 27 Prozent geschrumpft.

Rückgänge in allen Bereichen

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Einige Banker trifft es härter als ihre Kollegen. Der stärkste Rückgang der Boni mit möglicherweise mehr als 20 Prozent droht Angestellten, die Unternehmen an die Börse bringen. Im Wertpapierhandel hielten sich Kunden der Banken mit Engagements zurück - insbesondere im Aktienhandel. In dieser Sparte könnten die Boni insgesamt um 5 bis 15 Prozent fallen, schätzt Johnson Associates.

In der Beratung bei Fusionen und Übernahmen dürften die Boni bis um 10 Prozent sinken. Es gab zwar eine Reihe von angekündigten Fusionen, aber einige Megaübernahmen wurden von den Kartellbehörden untersagt. Dazu gehörte die geplante Übernahme des Ölfeldausrüsters Baker Hughes durch den Konkurrenten Halliburton für 35 Milliarden Dollar.

Der Pharmakonzern Pfizer und das in Irland beheimatete Unternehmen Allergan sagten ihre Großfusion ab, nachdem die erwarteten Steuervorteile durch neue Vorschriften des amerikanischen Finanzministeriums zunichtegemacht wurden. Den beratenden Banken entgingen Gebühren von 200 Millionen Dollar. Allerdings stehen eine Reihe geplanter Fusionen weiter vor dem Abschluss. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden 31 Zusammenschlüsse im Wert von mehr als 10 Milliarden Dollar vereinbart - ein Rekord.

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Author: Mr. Daniel Martin DDS

Last Updated: 1704027121

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